Kritikwürdige Zuchtbedingungen. Ökologische Verwüstung. Antibiotika.
Gezüchtete Garnelen haben zunehmend den Weg auf die Teller der reichen Länder der Welt gefunden. Garnelen werden hauptsächlich in Küstengebieten asiatischer und lateinamerikanischer Länder wie Thailand, Vietnam, Indonesien, Indien, den Philippinen, Ecuador, Bangladesch und Mexiko produziert. Die Garnelen-Industrie hat in vielen dieser Länder ökologische Verwüstungen angerichtet. Expansionspläne in andere Regionen, insbesondere nach China, Indien und in afrikanische Länder, werden zu einer globalen Ausweitung der Problematik führen. Der weltweit zu verzeichnende Trend, gezüchtete Tiere einzuführen, hat sich in den vergangenen 15 Jahren deutlich verstärkt. Statistiken belegen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.
Ein wesentlicher potenzieller Schaden der Garnelen-Aquakultur für die Umwelt ist die Zerstörung der Mangrovenwälder, die einen biologisch wichtigen Übergang zwischen dem ländlichen und marinen Ökosystem darstellen. Sie schützen Küstenlinien vor Erosion, küstennahe Regenwälder im Flachland vor tropischen Stürmen und sind wichtig für den lokalen Artenreichtum. Einen weiteren potentiellen Schaden stellt die Einführung exotischer Krabbenformen dar, die den Verlust der genetischen Vielfalt bzw. die Schwächung des genetischen Grundstocks der natürlichen Arten befürchten lassen und zur Verbreitung von Krankheitserregern und Parasiten beitragen können. Außerdem werden junge Garnelen, die zur Aufstockung des Bestandes in den Zuchtbecken gebraucht werden, mit feinmaschigen Netzen gefangen. Dabei kommt es zu einem Beifang, der auf bis zu 100 Fische pro Zuchtgarnele geschätzt wird. Er liegt damit höher als bei der Garnelenfischerei per Schleppnetz, die bisher für die höchste Beifangrate bekannt war. Manche Autoren gehen davon aus, dass bis heute weltweit rund die Hälfte der tropischen Mangrovenwälder unwiederbringlich zerstört wurden. Allein in Thailand wurden in den Jahren 1979 bis 1986 rund 13% der Mangrovengebiete für Garnelenteiche gerodet, dies entspricht einer Fläche von 38.000 ha. Durch Rodung der Mangroven werden einzigartige Korallenriffe verschlammt und die Brut von ca. 85% der tropischen Fischarten zerstört. Konsequenz davon sind die seit Jahren schrumpfenden Bestände küstennaher Meeresfische. Für die ansässigen Fischer hat dies zu einem Rückgang der Fänge und vielfach zum Verlust ihrer wirtschaftlichen Existenz geführt.
Reisfarmer in Südostasien haben sich gegen die Ausdehnung von Garnelenfarmen ins Inland gewehrt, weil die Produktionsmethoden der industriellen Garnelen-Zucht zu einer Versalzung der Felder führen. Frisches Grundwasser ist in küstennahen Gebieten nur eingeschränkt verfügbar. Da mehr Wasser aus dem Boden gepumpt wird als zurückfließt, versalzen Trinkwasser und Bewässerungsbrunnen. In Indien, Taiwan, Thailand, Ecuador und auf den Philippinen ist dies als Folge der Garnelenindustrie bereits der Fall.
Die importierten und als gefrostete Ware vermarkteten Garnelen kommen überwiegend aus großen Teichwirtschaften und werden unter kritikwürdigen Bedingungen aufgezogen. So treten in den Teichanlagen mit geringem Wasseraustausch, hohen Wassertemperaturen und dichtem Besatz häufig Krankheiten auf, die hohe Verluste verursachen.
Antibiotika, Fungizide, Parasitizide, Algizide und Pestizide werden teilweise eingesetzt, um Krankheiten in Garnelen-Aquakulturen vorzubeugen. Die Behandlung von bakteriellen Infektionen in den Garnelenteichen durch Antibiotika, die dem Futter zugesetzt werden, lassen entsprechende Rückstände von Antibiotika in den vermarkteten Tieren befürchten. Zu befürchten sind dabei Resistenzen gegen Antibiotika für die Konsumenten. Häufig haben die Antibiotika außerdem keine Zulassung in der EU. Durch die Nichteinhaltung von Wartezeiten vor der Vermarktung finden sich Rückstände in den importierten Garnelen, die zu regelmäßigen Rückweisungen an den EU Grenzen führen. Andere Länder haben komplette Importverbote für bestimmte Produktionsländer erlassen. Trotzdem ist die Dunkelziffer hoch.
Problematisch kann weiterhin die unzureichende Einhaltung der Kühlkette vom Garnelen-Züchter bis zum Konsumenten sein. Die den Aquakulturen entnommenen Tiere werden teilweise bei tropischen Temperaturen auf offene LKW-Ladeflächen geschaufelt und nur behelfsmäßig mit Eis bedeckt. Es folgt ein oft stundenlanger Transport zu weiterverarbeitenden Frosterfabriken.